Remote Astronomy – Wie man Teleskope auf der ganzen Welt nutzen kann

 

Hinter dem Begriff Remote Astronomy verbirgt sich sinngemäß die Möglichkeit Astronomie aus der Ferne zu betreiben. Genauer gesagt ist damit die Bedienung von Teleskopen (die irgenwo auf anderen Kontinenten stehen) über das Internet gemeint.

Um mich dem Thema zu widmen, war der Artikel „Per Mausklick in den Kosmos“ in der Fachzeitschrift Sterne und Weltraum 03/2011 einer von vielen Auslösern. In meinem hobbyastronomischen Umfeld gibt es viele Astrofotografen, die sich mit teils sehr teurer Technik bis unter die Zähne bewaffnen und jede Möglichkeit hier zu Lande nutzen, um Objekte am Himmel abzulichten. Ärgerlich sind dann natürlich die Einflüsse der lokalen Lichtverschmutzung und wer noch mobil ist das Transportieren, Auf- und Abbauen und Justieren der Technik. Alles zusammen kann die Astrofotografie sehr zeitraubend und aufwändig sein.

Mein Equipment ist nicht auf Astrofotografie ausgelegt und da wären noch beträchtliche Summen nötig um diese betreiben zu können. Selbst wenn die Technik dann ausfgerüstet wäre, müsste ich immer noch alles von A nach B schleppen und mich mit den lokalen Bedingungen herum schlagen oder mal eben eine Gartensternwarte bauen.

Also lag es nahe, die Remote Astronomy für mich zu erschließen. Nach eingehender Recherche über die Möglichkeiten bin ich im GRAS Network gestranden. Über das Portal itelescope.net kann man sich Teleskopen in den USA, Australien und Spanien bedienen. Die verfügbare Technik die man dort vor Ort hat, ist der Traum eines jeden Astrofotografen, den sich vermutlich nur sehr wenige finanziell erfüllen könnten. Die örtlichen Bedingungen sind natürlich auch deutlich besser als hier zu Lande.

Nach einer Registrierung in dem Portal bekommt man 40 Punkte als Startguthaben, das sind ca. 40 EUR, in einer Demo Version bereitgestellt. In diesem Demo Level kann in Ruhe das Portal erkundet werden um sich später darin sicher bewegen zu können.
Die Tutorials und die Knowledgebase sind wirklich sehr gut aufbereitet.
Entschließt man sich nun eines der 19 Teleskope nutzen zu wollen um Fotos von frei wählbaren Himmelsobjekten zu machen, muss man das Demo Level verlassen. Man „bucht“ einen „Membership Plan“, den es schon ab 20 EUR gibt. Nun hat man ein Nutzerlevel in dem man Teleskope seiner Wahl für Aufnahmen reservieren kann. Die Abrechnung ist ganz einfach und ohne versteckte Kosten. Je größer das gewählte Teleskop um so mehr Punkte muss man investieren. Abgerechnet wird nach Belichtungszeiten. Hier kann man noch sparen, wenn man zu den Zeiten das Teleskop mietet, zu denen der Mond am Himmel steht.

Bei der Planung der Aufnahmen sollte man sich im Vorfeld gängige Astronomieprogramme wie Card du Ciel oder HNSKY zu nutze machen. Dort stellt man den Beobachtungsort des gewählten Teleskops ein und achtet auf die Umrechnung der Ortszeiten!

Man hat nun in der reservierten Zeit die Möglichkeit vorher erstellte Aufnahmepläne aufzurufen und abarbeiten zu lassen oder man bedient sich anderen Funktionen, die Objekte vorschlagen oder einem einfach nur die Möglichkeit bieten ein einzelnes Foto eines beliebigen Orts am Himmel zu machen.
Und das ganz gemütlich vom Sofa aus! Das Aufregende hierbei ist die Live Bedienung des Teleskops.

Die Datenbereitstellung erfolgt während der Session über das Webportal oder direkt über FTP als FIT Dateien inkl. aller nötigen Kalibirierungsdaten.

An einem Beipiel möchte ich die Aufnahme des offenen Sternhaufens NGC884 im Perseus kurz darstellen. Verwendet wurde ein TAK 150 f/7 montiert auf einer Paramount mit einer SBIG ST4000XCM Kamera. Der offene Sternhaufen wurde 10x180sek Color belichtet.

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TAK 150 f/7 montiert auf einer Paramount mit einer SBIG ST4000XCM

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Das Statusfenster. Hier sieht man was das Teleskop gerade abarbeitet.

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Die wichtigste Sache!. Die AllSky-Kamera über die man den aktuellen Sternhimmel beurteilen kann.

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Eine Vorschau des letzten aufgenommenen Bildes

Der ganze Spaß hat ca 1,5 Stunden gedauert und hat mich 23 Punkte gekostet, also rund 20 EUR. Wenn ich mir das durch den Kopf gehen lasse und die Kosten überschlage, kann ich wirklich noch sehr sehr sehr …. sehr lange an Remote Telekopen arbeiten, bevor ich in vergleichbare Kosten solcher Technik inkl. der Reisen gelange.

Nun heißt es die Bilder zu verarbeiten und ein schönes Foto daraus zumachen …. und sich für die nächste Session vorzubereiten.

Nachtrag 22.12.2016 – Das bearbeitete Bild, mit wenig Aufwand.

NGC 884 im Perseus

Wie wärs mit einer schönen Aufnahme vom Omega Centauri am Südhimmel mit folgenden netten Teleskopen? 😆 

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