In den ersten beiden Beiträgen [1,2] der Reihe „Remote Astronomy“ habe ich die Möglichkeiten der Remote Astronomy, also der Nutzung von Teleskopen via Internet und die ersten Ergebnisse daraus beschrieben.
Ich habe lange überlegt welches Objekt denn nun als nächstes ernsthaft angegangen werden soll. Eine interessante Galaxie oder ein Galaxiehaufen oder vielleicht ein schöner Sternhaufen oder ein tolles Nebelgebiet? Irgendwie konnte ich mich nicht entscheiden, wird wohl eher daran gelegen haben, das letztlich „nur“ eines dieser zu Haufen im Internet auffindbaren „Pretty Picture“ herausgekommen wäre. So schön wie das alles ist, aber für mich hat es wenig Anreiz.
Da kam mir doch ein Artikel in der „Sterne und Weltraum“ 03/2017 unter. Die Überschrift lautete „Kometen erforschen mit den Profis“. In diesem Artikel wurde die 4*P Coma Morpholgy Campain des PSI (Planetry Science Intitute) in Tucson/Arziona vorgestellt. Eine Untersuchungskampange die alle Astrofotographen aufruft, wissenschaftlich verwertbares Bildmaterial beizusteuern. Die Rahmenbedingungen zur Teilnahme an der Kampagne waren im wesentlichen:
- Bildmaterial muss im FITS Format bereitgestellt werden
- Sollte nur mit CCD Kameras gewonnen werden
- DSLR Aufnahmen sind weniger geeignet, werden aber akzeptiert
- Die Verwendung von Filtern aus dem Bereich der Photometrie wird empfohlen, geht aber auch ohne (also B,V,U,R Filter oder der engbandige CN Filter)
- Nachführung auf den Kometen bei der Aufnahme
- keine Bildbearbeitung durchführen, max Dark/Flat Abzug. Es geht um wissenschaftl. verwertbare Daten und nicht um „PrettyPic’s“
- empfohlenes FOV 10x10arcmin (geht auch zwei oder dreimal kleiner/größer)
Da musste ich nicht länger überlegen und das nächste kleine Vorhaben in der Remote Astronomy war klar. Schließlich erfüllen die Telescope des itelescope Netzes genau diese Anforderungen und es kommt mehr als „nur“ ein „Pretty Picture“ heraus.
Als erstes suchte ich mir ein Teleskop mit passenden FOV (Field of View, Gesichtsfeld) heraus und setzte mich sogleich an die Planung.Es sollten die Teleskope T03 und T20 in New Mexico werden.
Bereits in der Einstiegsphase in die Remoty Astronomy hatte ich über die etwas andere Verfahrensweise bei Aufnahmen von Kometen oder Asteroiden gelesen. Diese kosmischen Vagabunden unterscheiden sich in Bezug auf ihre Bewegung am Himmel von Galaxien oder Sternhaufen ganz klar. Letztere sind in Katalogen mit festen Koordinaten verzeichnet. Kometen und Asteroiden hingegen ändern ihre Position am Himmel innerhalb von Minuten was die Angaben von Koordinaten zu etwas Besonderem macht. Das erfordert eine andere Koordinatenangabe für die Teleskope.
Im itelescope Netzwerk nimmt man sich die Angaben des Minor Planet Centers zu Hilfe. Wie genau das funktioniert ist wirklich gut in der Knowledgebase des itelescope Portals beschrieben. Letztlich verfügt man über Koordinatendatensätze, die man wahlweise in einem Skript, also einem automatisch ablaufenden Aufnahmeplan, verankern kann oder per Live-Bedienung dem Teleskop angibt.
Mangels Erfahrung entschied ich mich für die Live-Bedienung des Teleskops um gleich zu sehen, ob
- der Komet überhaupt im Bildfeld erscheint, also die Angabe der Koordinaten gefruchtet hat
- und wo ich mit den gewählten Belichtungszeiten stehen.
Da ich von Natur aus Optimist bin, hatte ich natürlich einen Beobachtungsplan in Form eines Skriptes in der Hinterhand und konnte diesen noch recht zügig innerhalb meiner Reservierungszeit aktivieren, trotz der angesetzten Live-Bedienung.
Letzlich kamen Steuerskripte in folgender Form heraus.
; ; Single target image series plan, created by Ingo Kuettner on Tue, 01 Mar 2017 ; manual generated by creator. ; 4410 Sek, 73,5 min ; #platesolve #filteroffsets #count 2,9,1,1,1,2 #interval 300,300,120,90,300,300 #binning 2,1,1,1,1,2 #filter Blue,V,V,V,I,Red #TRACKON ; Enable orbital tracking 0041P 2017 04 12.7505 1.045046 0.661210 62.1530 141.0703 9.2281 20170328 10.0 16.0 41P/Tuttle-Giacobini-Kresak ;
Das Skript sorgt dafür, dass das Teleskop auf den Kometen 0041P (41P/Tuttle-Giacobini-Kresak) nachgeführt wird und Belichtungen (interval) in den Längen 300, 120 und 90 Sekunden unter Verwendung der V (visuellen), R (roten) und B (blauen) Filter durchgeführt werden. Die TRACKON Angabe sagt dem Teleskop, dass es auf den Kometen nachführen soll.
Die Option platesolve ist wichtig, nur so landen die wissenschaftlich relevanten Angaben zum Foto auch im Header des fits Bildes. (Die Daten werden im Bildformat fits erstellt)
Die ersten erfolgreichen Aufnahmen der Kometen 41P/Tuttle–Giacobini–Kresá (kurz 41P/TGK) und 45P/Honda–Mrkos–Pajdušáková (kurz 45P/HMP) waren bereits Ende Februar im Kasten.
Auf Grund der Wetterlage Ende Februar in New Mexico, Californien sowie Spanien und der anschließenden Phase der Mondpräsenz hatte ich Zeit mit den Aufnahmen etwas zu spielen und habe mit diversen Bildbearbeitungsprogrammen versucht, die Summe an Daten in einem Bild darzustellen.
Ansich problemlos, wenn einem am Ende die Tatsache nicht stört, dass der Komet scharf abgebildet ist, die Sterne jedoch als Striche auf dem Foto verewigt sind.
Ich gebe zu, jetzt wo das Bereitstellen wissenschaftlich verwertbarer Daten nur noch eine „Übungssache“ ist, wünschte ich mir doch am Ende aller Arbeit ein „Pretty Picture“.
Es war an der Zeit sich zu überlegen, was bei der Planung der Aufnahmen bzw. der Erstellung der Steuerskripte nun noch berücksichtig werden muss. Denn ein „Pretty Picture“ mit so einen schönen leuchtender Kometen mit punktförmigen scharfen Sternen im Hintergund hat doch etwas Faszinierendes.